NRW – bleib sozial! Auch im Kreis Warendorf herrscht Sorge über die geplanten Haushaltskürzungen
Betroffen sind fast alle Bereiche des sozialen Netzes - von der allgemeinen sozialen Infrastruktur über die Hilfen zu Pflege und im Alter, im Bereich Migration, Flucht und Integration, bei der Familienbildung und den Familienhilfen, bei der Armutsbekämpfung sowie bei den Hilfen für Menschen mit Behinderungen. Auch die katholischen Träger von sozialen Einrichtungen im Kreis Warendorf reagieren angesichts der im Landeshaushalt NRW für das Jahr 2025 drohenden Kürzungen mit Sorge.
"Gerade in der aktuellen politischen Situation ist gesellschaftlicher Zusammenhalt wichtiger denn je, und dafür ist ein stabiles soziales Netz von enormer Bedeutung", gibt Dr. Ansgar Seidel, Vorstandssprecher des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf, zu bedenken. Mit mehr als 40 Einrichtungen im Bereich der Behindertenhilfe, der Migration und Integration und einem großen Netzwerk mit unterschiedlichen Diensten und Einrichtungen für Familien leistet der Verband soziale Hilfen in vielfältiger Form. "Durch die massiven Kürzungen sind viele soziale Angebote z.B. in der Familienhilfe, im Bereich Integration und Migration oder auch in der Suchthilfe von starken Einschränkungen bedroht."
Diese Sorge teilt auch Benedikt Patzelt, Leiter und Geschäftsführer des Katholischen Bildungsforums Warendorf e.V., in dem sich die Familienbildungsstätten in Warendorf, Oelde-Neubeckum sowie Ahlen zusammengeschlossen haben und jährlich mehr als 2.000 Veranstaltungen für Familien im Kreis Warendorf durchführen. Durch die Kürzungen im Bereich der Familienbildung sind viele Angebote des Forums betroffen. So unter anderem das Programm "Elternstart", das sich in Form von offenen Elternstarttreffs mit einem niedrigschwelligen Zugang an diejenigen Eltern wendet, die direkt nach der Geburt eines Kindes mit vielen Fragen und Sorgen unterwegs sind. "Gerade in den ersten Monaten nach der Geburt ist dieses Angebot besonders wertvoll", erklärt Patzelt. "Die frischgebackenen Eltern sind in der Regel noch nicht an eine Kindertageseinrichtung angebunden und so haben sie in diesen Treffen die Möglichkeit, ihre Fragen mit qualifizierten Pädagog*innen oder Hebammen zu besprechen. Das nimmt viele Ängste und Unsicherheiten." Sollten die Sparpläne der Landesregierung so umgesetzt werden, würde die Finanzierung dieses Angebotes um 45% gekürzt, so dass es künftig deutlich weniger Treffen geben würde.
Kreisdechant Peter Lenfers blickt mit Sorge auf den Bereich der Kindertageseinrichtungen. Die katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius Warendorf ist Träger eines Verbundes von sieben Kindertageseinrichtungen in Warendorf. "Es drohen ja nicht nur direkte Kürzungen", so Lenfers. "Für den Bereich der Kitas - und der OGS übrigens ebenso - gibt es derzeit keinen Vorschlag für eine angemessene Erhöhung der Landeszuschüsse, um die Kostensteigerungen durch Inflation und steigende Personalkosten auszugleichen. Gleichbleibende Zuschüsse sind also mit einer Reduzierung der Zuschüsse gleichzusetzen." Schon jetzt seien die Kindertageseinrichtungen massiv unterfinanziert und in den vergangenen beiden Jahren musste bereits beim Personal gespart werden. Diese Lage werde sich dann möglicherweise weiter zuspitzen.
Ein Beispiel für Kürzungen in den Einrichtungen des Caritasverbandes betrifft die Arbeit mit Familien mit Fluchterfahrungen in der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Warendorf. Die Finanzierung der Fachkraftstunden für diesen besonders sensiblen Bereich und weitere Leistungen würden laut der jetzigen Planung ersatzlos gestrichen. "Das bedeutet beispielsweise, dass für diese Familien unterstützende Hilfe bei Antragstellungen, im Schulsystem, im Gesundheitswesen oder bei alltagspraktischen Dingen komplett wegfallen", erläutert Dr. Ansgar Seidel. "Auch die Möglichkeiten der Sprachvermittlung werden nicht mehr finanziert und die Kooperation zu anderen Diensten, Einrichtungen und den Kommunen würde wegfallen. Damit würden deutlich weniger Menschen überhaupt von den Hilfemöglichkeiten erfahren." Auch Stabilisierungsangebote für Kinder und Jugendliche mit Traumafolgestörungen wären betroffen. "Dabei sind all das wesentliche Gelingensfaktoren für eine erfolgreiche Integration in unsere Gesellschaft und - wenigstens mittelfristig - auch in den Arbeitsmarkt", betont Seidel. Neben der Beratungsstelle wäre natürlich auch der in Warendorf und Beckum ansässige Fachdienst für Integration und Migration betroffen und müsste seine Angebote deutlich kürzen.
Seidel, Patzelt und Lenfers sind sich einig, dass ein sicheres soziales Netzwerk eine unverzichtbare Stütze für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist. Und dazu möchten sie auch zukünftig mit den vielfältigen Angeboten für Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen im Kreis Warendorf beitragen. Daher senden sie - wie auch die 32.000 Demonstrant*innen in Düsseldorf am vergangenen Mittwoch - an dieser Stelle nochmal den eindringlichen Appell an die Landesregierung: "NRW - bleib sozial!!"