„Ich würde alles nochmal genauso machen“
32 Jahre lang war Monika Lückener die Leitung des heutigen Edith-Stein-Berufskollegs für Pflegeberufe. Am 30. Juni ist sie in den Ruhestand verabschiedet worden.
Veränderung, das war vermutlich die größte Konstante im mehr als vier Jahrzehnte währenden Berufsleben von Monika Lückener. Als examinierte Krankenpflegerin schloss sie berufsbegleitend die Diplom-Studiengänge Sozialpädagogik und Gerontologie ab, wechselte von der Pflege in die Bildungsarbeit und übernahm 1989 für den Caritasverband Warendorf die Aufgabe, ein Fachseminar für Altenpflege auf Kreisebene aufzubauen. Am 1. Oktober 1991 ging die Schule in Beckum an den Start und war in der dortigen Hauswirtschaftsschule mit untergebracht. "Die Anfänge waren wirklich aufregend", erinnert sich Monika Lückener zurück und lacht. "In den ersten beiden Jahren musste ich ziemlich viel improvisieren, hatte nicht mal ein eigenes Telefon, geschweige denn ein eigenes Büro." Aber irgendwie habe immer alles geklappt. Die Zahl der Auszubildenden sei unglaublich schnell gewachsen, so dass die Schule bald "aus allen Nähten platzte." 1997 zog das damalige Fachseminar dann in das mit Hilfe von Fördermitteln neu errichtete Schulzentrum an der von-Ketteler-Straße 40 in Warendorf um.
Lange Zeit lag der Schwerpunkt auf der Ausbildung in der Altenpflege, zeitweise wurden auch staatlich anerkannte Ausbildungen in der Familienpflege und in der Podologie angeboten. Innovativ war in der neu gebauten Schule damals die "Übungswohnung", die den Auszubildenden die Praxisbedingungen in der häuslichen Pflege simulieren sollte. Oder auch das "Werkstattjahr", in dem Schüler*innen ohne Schulabschluss, die wenig berufliche Perspektive hatten, ein Jahr an der Pflegeschule verbrachten und dabei eng vom Team begleitet wurden. "Das war manchmal ziemlich herausfordernd, und es war viel persönlicher Einsatz gefragt", erzählt die Schulleiterin. "Aber einige Schüler*innen haben dann auch eine Ausbildung bei uns angeschlossen." Auch bei der damals noch umstrittenen Altenpflegehelfer*innenausbildung und dem Projekt Valinda, in dem berufserfahrene Helfer*innen sich binnen eines Jahres zur Fachkraft weiterqualifizieren konnten, war die Schule als Vorreiterin mit dabei und hat neue Wege probiert. Seit 2020 werden am Edith-Stein-Berufskolleg Pflegefachmänner und -frauen sowie Pflegefachassistent/innen generalistisch in der Theorie ausgebildet. Vielfältige Kooperationspartner für den praktischen Teil der Ausbildung sind heute über den ganzen Kreis Warendorf verteilt.
Ein wichtiger Meilenstein war die AZAV-Zertifizierung, die das Edith-Stein-Berufskolleg 2006 erstmalig gemeistert hat. Dadurch bietet die Schule insbesondere Menschen mit Lebenserfahrung die Möglichkeit, den Pflegeberuf über durch die Agentur für Arbeit geförderte Arbeitgeberprogramme zu erlernen, und darüber einen neuen Weg einzuschlagen.
Bei aller Professionalität hat Monika Lückener und ihrem Team immer eine familiäre Atmosphäre am Herzen gelegen. "Bei den steigenden Schülerzahlen war das gar nicht immer einfach, aber ich denke, es ist uns gelungen, jeden Auszubildenden stets gut im Blick zu behalten", erzählt die Schulleiterin. Dazu gehörten auch regelmäßige Kursreisen, bei denen die Auszubildenden ihr Gemeinschaftsgefühl stärken und viel für ihre persönliche Entwicklung mitnehmen konnten. So habe auch sie viel von den Kursen oder einzelnen Schüler*innen mitgenommen. "Die Kurse waren hier schon immer sehr vielfältig. Verschiedenste Kulturen und Religionen haben hier - oft auch trotz der bestehenden Konflikte in ihrem Heimatland - friedlich miteinander gelernt", blickt Monika Lückener zurück. Das sei auch durch klare Regeln möglich, die sowohl für Schüler*innen als auch für die Lehrkräfte gelten.
Bei allem Wandel gibt es doch einen roten Faden: "Wir arbeiten Kompetenz- und Ressourcenorientiert. In der Pflege soll so gearbeitet werden, und so sollen es auch die Auszubildenden hier erfahren, beschreibt Monika Lückener. Auszubildende, die teils schlimme Schulerfahrungen hatten, seien gerne zur Pflegeschule gekommen. "Viele haben ihren Weg gemacht und sind jetzt Pflegedienst- oder Hausleitung, haben Medizin oder Pflegepädagogik studiert." "Wir kennen jede Auszubildende und haben für alle ein offenes Ohr. Es ist familiär, aber es gibt klare Prozesse. Daran sind wir allein schon durch unsere Zertifizierung gebunden", beschreibt Beate Bruns-Schneider, die mit dem 1. Juli 2023 die Schulleitung von Monika Lückener übernimmt. Neben den äußeren Vorgaben an die Ausbildungsstruktur seien auch die Auszubildenden wie "Seismographen". Auch an ihnen könne man erkennen, wo man Prozesse oder Inhalte verändern müsse.
Mit der Entscheidung für Beate Bruns-Schneider als neue Leitung setzt die Pflegeschule, die sich in Trägerschaft des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf und des St. Josef-Stift Sendenhorst befindet, auf Weiterentwicklung mit personeller Kontinuität. Beate Bruns-Schneider ist seit 1997an der Schule tätig und fungiert seit 2015 als stellvertretende Schulleiterin. Sie absolvierte eine Altenpflegeausbildung und bildete sich zur "Lehrerin für Pflegeberufe und Leitung einer Pflegeschule" weiter. In ihrer neuen Funktion als Schulleiterin will sie die Besonderheiten der Schule stärken, und die Bedürfnisse der aktuell rund 180 Auszubildenden und des 20-köpfigen Teams weiterhin im Blick haben. "Wir leben hier Schule als "Haus des Lernens" und schätzen unsere familiäre Atmosphäre. Wir sind Vorreiter für flexible Arbeitszeitmodelle und ermöglichen den lehrenden Kolleg*Innen Freiräume", so die zukünftige Schulleitung. Auf der Agenda von Beate Bruns-Schneider stehen weiterhin die fachliche und curriculare Fortentwicklung sowie die Digitalisierung im Unterricht und in der Schulorganisation und weitere Herausforderungen.
Am vergangenen Freitag wurde Monika Lückener von ihrem Team, den Auszubildenden und vielen langjährigen Wegbegleiter*innen in den Ruhestand verabschiedet. Wie viel sie ihrem Team, aber vor allem auch den vielen Schülerinnen und Schülern in mehr als 30 Jahren mit auf den Weg gegeben hat, zeigten die vielen liebevollen Programmpunkte, die für die Feier vorbereitet worden waren. Nach der Begrüßung mit einem Blumenspalier der Schülerinnen und Schüler hatten die Kolleginnen und Kollegen einen sehr persönlichen Film vorbereitet und langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter untermalten die Feier musikalisch. Herbert Kraft, Sprecher des Vorstandes im Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf e.V., der damit im Namen des Schulträgers sprach, hob hervor, dass Monika Lückener ihr Leben wahrlich der Pflege und der Bildung gewidmet habe. Damit habe sie viele Menschen motiviert und inspiriert. Er sprach einen großen Dank aus, und konnte ihr im Namen des Deutschen Caritasverbandes die Caritasnadel in Gold als Anerkennung für ihren großen Dienst verleihen.