Die Heinrich-Band - Bühne frei für musikalische Naturtalente
"Friederike reist uns alle mit", freut sich Eberhard Everke, der die Band als Musiklehrer an der Förderschule für geistige Entwicklung im Jahr 2017 gründete. An musikalischen Naturtalenten fehlte es der Tellen-Schule nicht. Neben Friederike Rost gehören weitere ehemalige Schülerinnen und Schüler zum harten Kern der Heinrich-Band: Oleg Urich (Keyboard und Gesang), Pascal Hüsemann (Schlagzeug) und Lena Schmitfranz (Percussion). Sie alle haben die Schule längst hinter sich und arbeiten - einige in den Freckenhorster Werkstätten, andere bei den Alexianern.
"Ich bin wahrscheinlich das einzige Band-Mitglied, das nach Noten spielt", schmunzelt Everke (Gitarrist). Er ist aber nicht der einzige Lehrer, der in der Band musiziert. Auch Schulleiter Tobias Mörth (Schlagzeug und E-Bass) mischt gerne mit, wenn es seine Zeit zulässt. Auch er hat dann gerne ein Notenblatt parat.
Alle anderen dagegen spielen und singen nach Gehör. Sie sind eben von Kindheit an musikalisch. Ob das in der Familie liegt? Olek winkt schnell ab: "Nee" ist laut und deutlich zu hören. Mehr auch nicht. Der 25-Jährige ist zwar stimmgewaltig, aber wortkarg.
Friederike hat von ihren ebenfalls musikalischen Schwestern gelernt, von denen eine Klavier spielt. "Ich habe als Kind mit ,Alle meine Entchen’ angefangen und halt geguckt, wo die Töne sind", erzählt sie. Später war sie Fan von "Fluch der Karibik". "Die Musik habe ich dann nachgespielt - auch wenn ich nicht alles hingekriegt habe."
Und Pascal Hüsemann war schon scharf aufs Schlagzeug, als er noch nicht einmal über das Instrument hinweg gucken konnte. "Pascal ist kein Klopper. Er hat ein unglaublich gutes Gefühl für Rhythmus", bestätigt sein früherer Musiklehrer. Aber das gelte eigentlich für alle.
Dass sie Rhythmus im Blut haben, bezweifelt wohl niemand, der die Truppe gehört hat. Das muss so sein. Schließlich sind alle Autodidakten.
Oleg spielt am Keyboard auch gerne mal drauf los. Aber er ist auch derjenige, der sofort interveniert, wenn irgendein Ton nicht stimmt.
Bei der letzten Probe vor Weihnachten muss die Heinrich-Band auf Lena verzichten. Sie ist erkrankt. Oleg will ihr später die Nikolaustüte vorbeibringen, die er heute für jedes Band-Mitglied mitgebracht hat.
Das gute Miteinander ist allen wichtig. Dies merke man auch der Musik an, ist Everke überzeugt. "Wir wollen ja, dass das Ganze Seele hat." Friederike hat dafür noch eine andere Erklärung: "Das Schöne ist, dass wir immer so gut aufeinander hören."
Zum Glück haben die Bandmitglieder größtenteils denselben Musikgeschmack. Neben Udo Lindenberg sind Songs der Toten Hosen, der Ärzte oder von den Sportfreunden Stiller im Rennen. Und ja: auch die Beatles. Das Repertoire ist weit gefächert: von ruhig bis rockig. Zwar gibt’s oft richtig was auf die Ohren. "Aber wir können auch leise", erzählt Eberhard Everke. Und manchmal gebe es richtiges Gänsehaut-Feeling, etwa wenn "Wozu sind Kriege da?" gesungen werde.
Der eine oder andere Kollege wundere sich schon mal, dass er jeden zweiten Freitag seine Freizeit für die Heinrich-Band opfere, erzählt Everke und seine Augen leuchten. "Aber ich mache das ja total gerne. Und meine Familie ist ebenfalls ein großer Fan der Heinrich-Band." Natürlich seien auch die Eltern der Bandmitglieder die Fans im Hintergrund.
Richtig Spaß machen natürlich die Auftritte. Gebucht wird die Band bei "Hof Lohmann rockt", aber auch beim Kottenrock in Sassenberg oder der Sportlerehrung der Stadt Warendorf. Die erste Auslands-Tournee hat es auch schon gegeben: nach Antwerpen. Und wer weiß: Vielleicht ist die Heinrich-Band demnächst im Warendorfer Theater am Wall zu hören. Die jungen Musiker gehören jedenfalls auf eine größere Bühne.