„Es war auch Freude dabei - ganz viel Freude!“
"Reisegruppe" Lippetal-Herzfeld, Urlaub ohne Koffer 2023 (Bild: Paul Strumann)
Ein paar Tage Auszeit vom gewohnten Alltag - das bietet das Seniorenerholungsangebot "Urlaub ohne Koffer" in diesem Sommer in Lippetal zum 25. Mal. Geselligkeit und Abwechslung stehen seit jeher im Mittelpunkt der fünftägigen Auszeit. Gemeinsame Mahlzeiten verbinden und bieten Raum für gute Gespräche, Gymnastik und Gedächtnistraining halten Körper und Geist in Schwung, aber auch abwechslungsreiche Ausflüge in die nähere Umgebung oder lustige Spiele stehen auf dem Programm. Gemeinsam mit ehrenamtlich Engagierten aus den Pfarreien im pastoralen Raum Lippetal und Ostinghausen bieten die Caritasverbände im Kreisdekanat Warendorf und im Kreis Soest die abwechslungsreichen Tage an.
Als kleiner Höhepunkt der diesjährigen "Urlaubswoche" wurde am Dienstag der Jubiläumstag gefeiert. Nach einem festlichen Hochamt in der Wallfahrtsbasilika St. Ida Herzfeld mit dem Paderborner Weihbischof Dominicus Meyer folgten zahlreichen Gäste der Einladung in Stratbücker´s Gasthaus, um mit einem gemeinsamen Essen und einem kleinen Festakt auf 25 Jahre Seniorenerholung in Lippetal zurückzublicken.
Als "Urlaub ohne Stressfaktor" bezeichnete der stellvertretende Landrat des Kreises Soest Oliver Pöpsel das Angebot im Rahmen seiner Glückwünsche. "Nicht buchen, nicht im Stau stehen, keinen Koffer packen - einfach genießen und fallen lassen."
Der Bürgermeister von Lippetal Matthias Lürbke ist selbst bereits häufiger als "Gästeführer" für das Programm eingespannt worden. Im Rahmen einer Bustour durch die verschiedenen Ortsteile zeigt er den Senior*innen, was sich in der Gemeinde Lippetal tut. "Ich versuche jedes Jahr etwas Neues zu bauen, das ich Ihnen dann zeigen kann", schmunzelte er. Er hob den Verdienst der Ehrenamtlichen in den vergangenen 25 Jahren hervor, und sprach einen großen Dank aus. "Ich freue mich darauf, morgen wieder bei Ihnen zu sein. Der Austausch ist stets für beide Seiten bereichernd."
Auch Bettina Wiebers, Vorstand im Caritasverband für den Kreis Soest, sprach - auch im Namen von Herbert Kraft, Vorstand des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf - ein Dankeschön an alle Akteure aus, die in den vergangenen 25 Jahren das Angebot immer wieder mit neuen Ideen abwechslungsreich gestaltet haben. "Die Gemeinden haben sich immer wieder neu erfunden", blickt Wiebers zurück. "Dadurch ist das Angebot in all den Jahren gleichbleibend attraktiv geblieben." Und bereits vor 25 Jahren habe man Themen in den Blick genommen, die heute wichtiger sind denn je: die Vereinsamung von hochbetagten Menschen, die im Alltag durch altersbedingte und gesundheitliche Einschränkungen nicht mehr so intensiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Nach einer musikalischen Abwechslung durch die Flötengruppe Lippborg steht ein Rückblick auf die bisher rund 125 Urlaubstage "Urlaub ohne Koffer" mit dem ehrenamtlichen Gründungsmitglied Elisabeth Kresing auf dem Programm. Lebhaft erinnert sie sich an die Anfänge: "Die Idee hat Horst Möllmann vom Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf zu uns in die Gemeindecaritas gebracht. Wir waren anfänglich skeptisch angesichts des hohen Aufwands, aber Herr Möllmann hat nicht lockergelassen." Im Zuge der kommunalen Neuordnung arbeiteten die Caritasverbände Soest und Warendorf bei diesem Projekt erstmals zusammen. "Kurzerhand hat uns Horst Möllmann dann mit nach Vellern genommen, wo das Angebot schon umgesetzt wurde", blickt Kresing zurück. "Und das hat den entscheidenden Impuls gegeben: die glücklichen Gesichter morgens bei der Begrüßung und die Freude der Teilnehmenden. Das ging zu Herzen und hat uns überzeugt." Lippetal-Herzfeld startete dann 1997 das erste Mal mit dem Sommer-Angebot, und nach und nach kamen immer mehr Gemeinden Lippetals dazu. "Die Teilnehmer*innen genießen einfach das gute Gefühl, umsorgt zu werden, und immer jemanden in der Nähe zu haben."
Bei der Organisation wurde das ehrenamtliche Team immer schon von zwei hauptamtlichen Mitarbeitenden in den Caritasverbänden Soest und Warendorf unterstützt. Anfänglich standen Monika Köhne aus Soest und Horst Möllmann aus Warendorf und heute Georg Karbowski und Kathrin Wiggering bei Fragen immer zur Seite, und haben die Geschicke mit gelenkt. Die gute Zusammenarbeit der Caritasverbände habe verdeutlicht, dass Kirche mehr ist, und nicht an der Dekanatsgrenze ende.
Die Begegnungen und Gespräche seien in all den Jahren immer schön gewesen: "Es war auch Freude dabei - ganz viel Freude!", hält Elisabeth Kresing fest. Und dementsprechend seien viele ehemalige Ehrenamtliche mittlerweile als Teilnehmende dabei.
2002 erhielt das Lippetaler Angebot den Bistums-Preis für mehr Solidarität und Gerechtigkeit des Bistums Paderborn, und 2005 den Sonderpreis der Aktion "Unser Dorf hat Zukunft". Die Preise betonten die Vorbildrolle, die Lippetal mit der guten Zusammenarbeit mehrerer Orte und Akteure übernommen hatte.
Das Programm ist in all den Jahren eine gesunde Mischung aus "Klassikern" und "Höhepunkten". Basteln, Rundfahrten in der näheren Umgebung, Spiele, leichte Bewegung und Aktivität stehen eigentlich immer auf dem Wochenplan. Höhepunkte waren in den vergangenen Jahren unter anderem die Besuche des Grenadierwerkes in Bad Sassendorf, die Fahrt nach Körbecke mit einer Rundfahrt auf dem Möhnesee oder die Besichtigung von Rietberg bei 40°C. Dazu kommen die gemeinsamen Mahlzeiten in geselliger Runde. Auch die seelsorgliche Begleitung durch Haupt- und Ehrenamtliche würden viele Teilnehmende sehr schätzen, erklärt Georg Karbowski. Da könne man auch schon mal Gedanken und Sorgen, die einen beschäftigten, loswerden.
Einen drastischen Einschnitt brachte die Corona-Pandemie mit sich. Dadurch hat sich die Rolle von Ehrenamt gewandelt und auch die Teilnehmenden seien geprägt von den Erfahrungen aus der Pandemie. Aber die Freude an der fünftägigen Auszeit ist zurück.
Zum Abschluss dankte Koordinator Georg Karbowski den vielen Spender*innen, ohne die das Angebot im Laufe der Jahre nicht möglich gewesen wäre. Der Tag klang gemeinschaftlich bei Kaffee und Kuchen aus.