Empathie ist ihr wichtigstes Kapital - 52-jährige Peggy Leifeld absolviert Pflegeschule
Peggy Leifeld (l.) ist in ihrem Element. Die 52-Jährige will die Bewohnerinnen und Bewohner des St.-Josef-Hauses in Ennigerloh nicht nur einfach versorgen, sondern helfen, damit sie sich zuhause fühlen. Bei Brigitte Kaldewey rennt sie dabei im wahrsten Sinn des Wortes offene Türen ein. Die Seniorin freut sich auf ein Schwätzchen (Bild: Beate Kopmann)
Vor 35 Jahren hat Peggy Leifeld die Schule beendet. Und jetzt soll sie nochmal die Schulbank drücken? Etwas verrückt findet die 52-Jährige das schon. Aber ihre Chefin Angelika Everkamp, Leiterin des Pflegeheims St.-Josef-Haus in Ennigerloh, kam mit dem Vorschlag. Und dann sagt man nicht einfach: Was für eine Schnapsidee!
Doch der erste Schreck ist schnell verflogen. Und nun ist Peggy Leifeld mit Feuer und Flamme dabei: Sie absolviert die Ausbildung zur Pflegefachassistentin am Edith-Stein-Berufskolleg in Warendorf. Die Ahlenerin, die viele Jahren als ungelernte Kraft in der Pflege arbeitete, sammelt begeistert neue Erfahrungen und lernt dazu. Sie liebt ihren Job - und auch die Menschen, für die sie arbeitet. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Beim Gang durch das St.-Josef-Haus muss Peggy Leifeld jedenfalls oft stehen bleiben. Viele Bewohnerinnen und Bewohner erkennen sie und wollen "ihre Peggy" nicht ohne Schwätzchen ziehen lassen. Die 52-Jährige ist eben ein sehr empathischer Mensch.
Und Empathie zu zeigen, ist quasi Zugangsvoraussetzung für einen Beruf in der Pflege. Das ist auf der Homepage des Berufskollegs nachzulesen, das 1991 zunächst als Fachseminar für Altenpflege vom Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf gegründet wurde. Seit 2022 ist das St.-Josef-Stift Sendenhorst als Partner in die Trägerschaft der Pflegeschule eingestiegen.
Bei Peggy Leifeld gibt es jedenfalls keine Minutenpflege. Aber auch ihre Kolleginnen würden nicht mit dem Blick auf die Uhr arbeiten, unterstreicht die 52-Jährige. Dass viele Bewohnerinnen und Bewohner für die persönliche Zuwendung sehr dankbar sind, freut die Ahlenerin. "Ich gehe aus dem Zimmer und weiß: Ich hab’ was Gutes getan", sagt eine Frau, die mit ihrem Leben zufrieden ist.
Natürlich freut sie sich auch, weil sich nach ihrer einjährigen Qualifizierung zusätzliche Aufgaben übernehmen kann - etwa die Wundversorgung. Von der besseren Bezahlung mal ganz abgesehen. Doch zunächst ist Pauken angesagt. Der theoretische Unterricht am Berufskolleg erfolgt in Blöcken und findet fünf Tage die Woche von 8 bis 14 Uhr statt. Ferner stehen drei Praktika über jeweils acht Wochen in einem Krankenhaus sowie in einer stationären und auch einer ambulanten Einrichtung auf dem Ausbildungsplan.
Peggy Leifeld freut sich schon auf die Zeit "danach", wenn sie quasi "zurück" sein wird. Trotzdem macht ihr die Schule Spaß - allen Erwartungen zum Trotz. Und die 52-Jährige ist noch nicht einmal die Älteste. "In meiner Klasse ist eine Freckenhorsterin, die schon 59 ist", erzählt sie. Manche denken in dem Alter an Rente. Wer stattdessen noch einmal neu durchstarten will, muss eine besondere Motivation haben. Vielleicht macht das den besonderen Spirit in der Klasse aus. "Wir sind 23 Leute in meiner Klasse", erzählt Leifeld. "Die Jüngste ist 17, die Älteste 59. Vier Männer sind dabei und auch vier Migrantinnen." Die Truppe sei bunt gemischt und "ein toller Haufen". Denn: "Jeder achtet auf jeden und ist hilfsbereit." Das ist vielleicht Teil der DNA im Pflegeberuf. Aber dass dieses Berufsethos mit so viel Freude und Leidenschaft gelebt wird, ist trotzdem nicht selbstverständlich. Außer für Peggy Leifeld.
Pflege zählt zu bestbezahlten Ausbildungsberufen
Pflegekräfte haben gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Im Interview erklärt die Leiterin der Pflegeschule, Beate Bruns-Schneider, welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt.
Die Leiterin der Pflegeschule, Beate Bruns-Schneider, informiert über die Ausbildung in der Pflege (Bild: Beate Kopmann).
Das Edith-Stein-Berufskolleg für Pflegeberufe in Warendorf bildet seit mehr als 30 Jahren Pflegefachkräfte aus. Es ist aus dem Fachseminar für Altenpflege hervorgegangen und von Beginn an in Trägerschaft des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf. Die Pflegeschule startete 1991 zunächst in Beckum und zog 1997 nach Warendorf ins Schulviertel um. Seit 2022 ist das St.-Josef-Stift Sendenhorst als Partner in die Trägerschaft eingestiegen. Derzeit absolvieren 175 Frauen und Männer eine Aus- und Weiterbildung am Kolleg. Schulleiterin Beate Bruns-Schneider erläutert im Interview, welche Möglichkeiten es gibt.
Frau Bruns-Schneider, Sie unterrichten seit 1997 am Berufskolleg für Pflegeberufe. Damals war es noch anders aufgestellt - nur auf die Altenpflege ausgerichtet.
Bruns-Schneider: Ja, das ist richtig. Seit dem Jahr 2020 gibt es in Deutschland die generalistische Ausbildung. Sie fasst Alten-, Gesundheits-, Kranken- und Kinderkrankenpflege zusammen. Die Absolventen dieser Ausbildung können später in allen Berufszweigen der Pflege arbeiten. Außerdem ist die Ausbildung in der gesamten Europäischen Union anerkannt. Ferner bietet das Berufskolleg die Ausbildung zum Pflegefachassistenten an. Diese Qualifizierungsmaßnahme dauert im Moment ein Jahr, soll aber auf 1,5 Jahre verlängert werden.
Was ist der Unterschied zwischen Pflegefachassistenten und Pflegekräften, die eine dreijährige Ausbildung machen?
Bruns-Schneider: Nach einer dreijährigen Ausbildung stehen Behandlungspflege und Pflegeplanung im Vordergrund. Davon abgesehen gibt es bessere Aufstiegsmöglichkeiten. Aber auch Pflegefachassistenten haben die Möglichkeit, die dreijährige Ausbildung - meist verkürzt - im Nachhinein zu absolvieren. Das Qualifizierungschancengesetz ermöglicht im Übrigen, dass die Teilnehmenden während der Ausbildung finanziell unterstützt werden. Ein entsprechender Antrag muss bei der Bundesagentur für Arbeit gestellt werden.
Immer wieder ist von Pflegenotstand die Rede. Haben Sie Probleme, Menschen für eine Ausbildung in der Pflege zu gewinnen?
Bruns-Schneider: Bei den Schülerzahlen sind wir stabil. Generell gilt sicher, dass man mit einer Pflegeausbildung auf jeden Fall einen sicheren Arbeitsplatz hat. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung auch einen gut bezahlten. Die Pflege zählt zu den bestbezahlten Ausbildungsberufen überhaupt. Im ersten Ausbildungsjahr werden schon mehr als 1300 Euro vergütet, im dritten bereits über 1500 Euro.