Caritas Warenkorb - ein halbes Jahr am neuen Standort
Das Leitungsteam des Caritas-Warenkorbs in Warendorf: Kathrin Wiggering und der ehrenamtliche Teamleiter Heiner Schoppmann (Bild: Julia Kuhn).
Der ehrenamtliche Teamleiter Heiner Schoppmann und Kathrin Wiggering, Referentin für den Fachbereich Gemeindecaritas beim Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf e. V. blicken im Gespräch auf eine arbeitsreiche Zeit zurück und erzählen, worüber sie sich besonders gefreut haben.
Seit einem halben Jahr ist der Caritas-Warenkorb nun in den neuen Räumlichkeiten an der Münsterstraße in Warendorf zuhause. Wie war das letzte halbe Jahr für Sie?
Heiner Schoppmann (HS): Puuh, stressig (lacht). Besonders in den ersten Wochen. Weil einfach alles anders war. Wir mussten die ganzen Abläufe überdenken und völlig neu planen. Und das sowohl für den Aufbau und die Organisation des Ladens, für die Lebensmittelausgaben an die Kund*innen als auch für die Zusammensetzung der ehrenamtlichen Gruppen. Der Laden erschien erstmal riesig - das waren wir ja gar nicht gewohnt. Und man glaubt es nicht, aber mittlerweile ist alles ausgefüllt.
Kathrin Wiggering (KW): Allerdings (schmunzelt). Da waren auf einmal Fragen wie "Was steht wo auf dieser großen neuen Fläche?" und "Wo sind gute Laufwege für die Kund*innen und die Mitarbeitenden?".
Hat denn alles in allem gut funktioniert?
KW: Bei allem Chaos zwischendurch hat es dennoch insgesamt gut geklappt. Ich fand es total beeindruckend, wie selbstverständlich immer Helfer*innen da waren. Manchmal hatte man das Gefühl, die Leute kamen einfach.
HS: Mich hat tatsächlich jemand auf der Straße angesprochen. Er hatte gehört, dass der Warenkorb umzieht und gefragt, ob wir Hilfe gebrauchen können. Das fand ich schon ziemlich bewegend. Er ist Schlosser und wir konnten seine Unterstützung richtig gut gebrauchen. Oder der Mann einer Ehrenamtlichen, der früher für Lebensmittelmärkte die Inneneinrichtungen aufgebaut hat. Das war uns unverhofft eine große Hilfe.
KW: Ja, das war beeindruckend, der Zusammenhalt und das Selbstverständnis. Wir sind zum Teil erst spätnachmittags angefangen, aber irgendwie störte das trotzdem niemanden.
Was war denn die größte Herausforderung?
HS: Schwierig war, dass alles so schnell gehen musste - zumindest so, dass wir die Ausgabetage einhalten konnten. Bis auf einen Dienstag haben wir die Ausgaben voll durchgezogen. Die erste Ausgabe zwar provisorisch (lacht), aber die Leute haben ihre Lebensmittel bekommen. Wichtig war uns auch, dass die Läden, die etwas spenden, nicht eine Woche die guten Sachen in den Müll werfen müssen. Die Läden haben eigentlich gar nichts gemerkt, wir haben die Sachen geholt und gelagert und an dem Freitag wieder die erste Ausgabe gemacht. Alle waren voll motiviert, weil sie glücklich mit den Räumen sind.
KW: Das Wichtigste war, dass die Tiefkühlzellen und die Frischzellen laufen. Damit die Lebensmittel, die wir trotzdem abholen, auch gekühlt werden können. Und da waren wir wirklich überwältigt, wie toll das mit den Handwerkern geklappt hat. Also von Elektrik über die Monteure der Tiefkühlzellen bis zu der Malerin, die sich um den Sozialraum gekümmert hat. Das war super.
Was hat sich mit den neuen Räumlichkeiten noch verändert?
HS: Wir haben erst noch Regale rüber geholt, aber nachdem uns ein Unternehmen einen ausrangierten Hubwagen gespendet hat, versuchen wir, nur noch mit Paletten zu arbeiten. Dann brauchen wir nicht alle Lebensmittel dreimal hin und her räumen, sondern können die Paletten vom LKW runternehmen und direkt ins Lager stellen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr auch die logistischen Anforderungen in den letzten Jahren gewachsen sind.
KW: Hilfsmittel sind ein wichtiges Thema, denn wir haben ja auch nicht nur junge Fahrer*innen und Helfer*innen, die das alles körperlich noch gut leisten können. Wir haben in dem Zusammenhang auch alle Ausgabegruppen nochmal um eine Person aufgestockt, weil wir auf der größeren Fläche einfach mehr Leute brauchen und die Theken anders stehen. Auch das hat erstaunlich unkompliziert funktioniert. Aber weitere Mitstreiter*innen sind immer herzlich willkommen.
Apropos Team, wie viele ehrenamtliche Helfer*innen arbeiten derzeit im Warenkorb?
KW: 100.
HS: Wenn man das erzählt, wenn Gruppen zu Besuch im Warenkorb sind und man sagt, wir sind 100 Ehrenamtliche, dann bekommen die Menschen meist einen leichten Schock. Dann muss man denen aber auch erklären, dass wir in Gruppen arbeiten und viele Engagierte auch nur einmal im Monat für einen halben Tag arbeiten.
KW: Ja, Ehrenamtliche möchten selbst entscheiden, wie häufig sie sich engagieren und das ist auch davon abhängig, ob sie gut mit der Gruppe zusammenarbeiten können.
HS: Da sind Gruppen dabei, die können sich mittags nicht trennen, so glücklich sind die. Die haben dann ihr Fahrrad schon aufgeschlossen und stehen noch am Fahrrad und es wird geredet und geredet über den halben Tag. Besser geht es nicht.
Wie finden die Kund*innen den neuen Laden?
HS: Das kann ich gar nicht so genau sagen. Es geht aber in jedem Fall geregelter zu. In dem kleinen Laden konnten wir immer nur drei Personen rein lassen und es war sehr eng, z.B. an der Gemüsetheke. Jetzt ist es einfach entzerrter und der Ablauf ist ruhiger. Dadurch entsteht weniger Stress.
KW: Schön ist auch, dass wir im Laden Platz haben für einige Produkte, die wir aus Spenden zukaufen konnten, z.B. Hygieneartikel. Für die Ausgabe dieser Dinge hatten wir im alten Laden noch keinen Platz. Nun können wir diese Dinge auch in der Auslage präsentieren und an die Kund*innen ausgeben. Das sorgt auch mit Blick auf das Angebot für mehr Zufriedenheit bei den Kund*innen.
HS: Ja, das sind Sachen, die niemand spendet. Windeln haben beispielsweise kein Ablaufdatum.
Wie sehr ist der Warenkorb neben den Lebensmittelspenden auf Geldspenden und Öffentlichkeitsarbeit angewiesen?
KW: Das ist schon sehr wichtig. Der Umzug war natürlich mit hohen Kosten verbunden und das Spendenkonto ist ziemlich leer. Auch die Mietkosten und Nebenkosten sind - z.B. durch zwei Tiefkühl- und Frischzellen - gestiegen. Aber wir brauchen diese Einrichtungen, um alles entsprechend kühlen zu können. Und wie schon gesagt: Lebensmittel und Bedarfsartikel ohne Ablaufdatum müssen wir regelmäßig aus Geldspenden zukaufen.
HS: Schön ist, dass wir immer wieder interessierte Besuchergruppen zu Gast haben. Die LVHS Freckenhorst ist etwa dreimal im Jahr da. Dort gibt es Kurse zum Thema Nachhaltigkeit. Die Teilnehmenden besuchen dann Biohöfe oder Produktionsstätten und kommen auch gerne zum Warenkorb. Und die stauen immer, dass es so etwas gibt und wie das funktioniert. Die Teilnehmer*innen sind oft hin und weg und fragen mir Löcher in den Bauch. Ich finde es total wichtig, dass die Außenwelt sieht, wie so ein Betrieb läuft. Mittlerweile mache ich das richtig gerne (lacht).
KW: Der Warenkorb berührt so viele Ebenen und Themen. Es geht um den Umgang mit Lebensmitteln, um Nachhaltigkeit, um Ressourcen, um die Logistik, die Empfänger*innen, um das Thema Ehrenamt. Wir hatten jetzt auch Schulklassen da, die mitgeholfen haben. Das war auch interessant. Am 28. November laden wir zu einem Abend der offenen Tür ein, da kann sich dann jede*r Interessierte einen Eindruck vom neuen Warenkorb verschaffen.
Blick in die Zukunft: Gibt es irgendwas, was in Kürze noch ansteht? Was bleibt herausfordernd?
HS: Herausfordernd bleibt die Spendensituation.
KW: Eine Frage, die ja immer wieder kommt, ist die, ob wir am neuen Standort weiter wachsen wollen oder können. Was wäre da denkbar oder auch nicht? Dieser Frage müssen wir in den nächsten Monaten noch weiter nachgehen.
Gibt es ein Resümee für das erste halbe Jahr Warenkorb an der Münsterstraße?
HS: Ich finde, dass es in dem neuen Laden richtig gut angelaufen ist- für beide Seiten. Für uns als Ehrenamtliche und für die Kund*innen.
KW: Und ich kann nur Danke sagen an alle, die uns den Umzug an den neuen Standort ermöglicht haben und vor allem an die Ehrenamtlichen, die sich dort weiterhin so großartig engagieren.
(Interview & Bild: Julia Kuhn)