Spende der VIA-Stiftung ermöglicht weiterhin heilpädagogisches Reiten
Damit kann die IFF das heilpädagogische Reiten ein weiteres Jahr als therapeutischen Baustein für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen anbieten.
"Es ist immer wieder erstaunlich, welche positiven Einflüsse der Umgang mit den Pferden und das Reiten auf die Kinder haben", berichtet Stefan Hunfeld. "Die Tiere nehmen die Kinder so an, wie sie sind - egal, welche Einschränkungen sie mitbringen. Das spüren die Kinder schnell." Dadurch werde unter anderem das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt, genauso wie das Vertrauen in andere Lebewesen und Menschen. Und durch die Bewegung mit und auf dem Pferd würden sowohl die motorischen Fähigkeiten als auch die Wahrnehmung und Sprache der Kinder gefördert - und das ganz individuell im Tempo jedes Kindes. "Diese kleinen und großen Erfolgserlebnisse lösen bei vielen Kindern ganz automatisch eine große Freude und Begeisterung aus", erzählt Hunfeld von den Erfahrungen mit den Frühförderkindern.
Das kann auch Kerstin Kraß bestätigen. Ihre dreijährige Tochter Hannah hat in den Sommermonaten ebenfalls am heilpädagogischen Reiten teilgenommen. "Hannah musste erst ein wenig warm werden, aber das ist eigentlich in jeder neuen Situation so. Dann konnte man bei ihr eine große Zufriedenheit spüren, wenn sie mit dem Pferd zusammen war" erzählt sie von den Erfahrungen mit Hannah. Dabei geht es nicht nur um das Reiten. Auch das Versorgen der Pferde und das Führen stärken die Selbstwirksamkeit, und die Kinder lernen über die Beobachtung der Tiere nebenbei auch, die Bedürfnisse anderer Lebewesen wahrzunehmen. "Bei Hannah hat sich das Reiten richtig gut auf die motorischen Fähigkeiten ausgewirkt. Die Muskelspannung ist deutlich gestiegen und mittlerweile hat sie auch das Laufen gelernt", freut sich Kerstin Kraß über die Fortschritte ihrer Tochter, die seit ihrem ersten Lebensjahr durch die Frühförderung betreut wird, und seit August auch den Kindergarten besucht.
Das heilpädagogische Reiten ist ein therapeutischer Baustein im breiten Angebot der Interdisziplinären Frühförderung des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf e.V., die in der jetzigen Form seit April 2021 besteht. "Kinder entwickeln sich selten so, wie es in Lehrbüchern steht, und das ist in den allermeisten Fällen auch völlig normal. Den Eltern, die sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen, können wir häufig schon in unserem offenen Beratungsangebot erste Fragen beantworten und Möglichkeiten der Unterstützung aufzeigen. Kinder, die Unterstützung bei ihrer Entwicklung brauchen und deren Familien können wir mit unserem berufsgruppenübergreifenden Angebot optimal helfen", erklärt Stefan Hunfeld. Nach umfangreicher Eingangsdiagnostik erstellen die beteiligten Experten gemeinsam einen Förder- und Behandlungsplan, der sich am Bedarf des Kindes orientiert und die Familie im Alltag entlasten soll.
"Bis zum Start der Interdisziplinären Frühförderung waren Kinder und ihre Familien in der Regel darauf angewiesen, heilpädagogische Frühförderung und medizinisch-therapeutische Leistungen nebeneinander in Anspruch zu nehmen", erklärt Herbert Kraft, Sprecher des Vorstandes im Caritasverband den Hintergrund zur Gründung der jetzigen Form der Einrichtung. "im heutigen Format, das in den vergangenen eineinhalb Jahren Stück für Stück gewachsen ist, kann man wirklich sagen, dass heilpädagogische, medizinisch-therapeutische und psychologische Leistungen aus einer Hand angeboten werden. Das erspart den Familien, die ohnehin häufig an ihre Belastungsgrenze gelangen, zahlreiche Wege und Termine." Durch die enge Zusammenarbeit im interdisziplinären Team und den regelmäßigen Austausch wird den Familien wichtige Vermittlungsarbeit zwischen Behörden, Ärzten und Therapeuten, die häufig viel Kraft kostet, abgenommen. Mit diesem umfassenden Angebot werden für die Region die Vorgaben aus dem Bundesteilhabegesetz von 2016 umgesetzt, die den Anspruch von Kindern mit Beeinträchtigung auf pädagogische Unterstützung und medizinische Leistungen festlegen. Dafür arbeiten Fachleute im Sinne des Kindes und der Familie zusammen, und die Zuständigkeit wechselte in Westfalen Lippe ab dem 01.01.2020 von den kommunalen Sozialämtern zum Landschaftsverband Westfalen Lippe.
Um die umfangreiche Betreuung zu gewährleisten, ist auch das Team in den vergangenen Monaten kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile betreuen mehr als 25 Ergotherapeut*innen, Heilpädagog*innen, Kinderärzt*innen, Logopäd*innen, Physiotherapeut*innen, Psycholog*innen und Sozialpädagog*innen um die 240 Familien im Gebiet des Kreises Warendorf. Damit die Wege für Familien und therapeutisches Team möglichst kurz sind, gibt es neben der Hauptstelle in Freckenhorst mittlerweile auch Niederlassungen in Oelde, Ostbevern und Sassenberg. Darüber hinaus ermöglicht das Team neben den ambulanten Therapien in den Frühförderstellen auch die mobile Betreuung zuhause, in der Kita oder bei der Tagespflege. Wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist es, dass der Zugang zu Beratung und Förderung möglichst niedrigschwellig ist - so soll es beispielsweise zukünftig auch die Möglichkeit geben, eine Online-Beratung in Anspruch zu nehmen.
Grundsätzlich ist die Hauptstelle der Interdisziplinären Frühförderung in Freckenhorst von Montag bis Freitag in der Zeit zwischen 08.00 Uhr und 12.30 Uhr unter der Telefonnummer 02581 78968 - 10 zu erreichen. Weitere Informationen auch auf der Webseite www.iff-warendorf.de. Kosten entstehen für die Eltern von Kindern mit Förderbedarf nicht. Auch Pädagog*innen anderer Einrichtungen können sich direkt an die Frühförderstelle wenden, um eine kollegiale heilpädagogische, medizinisch-therapeutische oder psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen.
Die Kosten für die meisten Therapien übernehmen der Landschaftsverband Westfalen-Lippe oder die Krankenkassen. Damit allerdings auch außergewöhnliche Bausteine wie das heilpädagogische Reiten weiterhin für die Familien kostenlos einfließen können, ist die Einrichtung zusätzlich auf Spenden angewiesen. Dementsprechend dankbar äußerte sich Stefan Hunfeld gegenüber der VIA-Stiftung, die mit ihrer großzügigen Spende die tiergestützte Therapie bereits zum dritten Mal unterstützt. "Die VIA-Stiftung ist überzeugt von den positiven Effekten tiergestützter Therapien", erläutert Stefan Hölzle den Hintergrund der Spende. So hat die Stiftung in der Vergangenheit auch bereits andere tiergestützte therapeutische Angebote wie Reit- oder Delfintherapien unterstützt.